Dem Grauen und Leid hautnah nachgespürt
Am 25. Juni unternahmen 41 Neuntklässler zusammen mit ihren Klassenlehrern Anna Kastner und Thomas Vogel eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof in den Vogesen. Begleitet wurden sie von Fachlehrer Corvin Kröhnert. Als der Bus die letzten Serpentinen zur KZ-Gedenkstätte in über 800 Metern Höhe hinauffuhr, fragte eine Schülerin, warum das Konzentrationslager so abgelegen auf einem Berg gebaut worden war. In der Tat, durch diese Abgeschiedenheit, konnte das NS-Regime sogenannte Nacht- und Nebel-Häftlinge töten, ohne Spuren zu hinterlassen. Außerdem war der nahegelegene Steinbruch der Ort, an dem sich die Häftlinge zu Tode schuften mussten. 1941 wurde das Konzentrationslager errichtet, in dem über 22 000 Menschen zu Tode kamen, nachdem Frankreich 1940 von Hitlerdeutschland besiegt worden war.
Bereits auf der Hinfahrt erklärte Herr Vogel den Schülern die besondere Beziehung von Calw zum KZ Natzweiler-Struthof. Denn in den letzten Kriegsmonaten bestand in Calw ein Außenkommando des Lagers, in dem 199 jüdische Frauen für die Kriegsindustrie arbeiten mussten. „Ihr bekommt eine exklusive Führung“, antwortete Herr Vogel schmunzelnd auf die Frage, ob es auch eine Führung auf Deutsch geben würde. Die deutschsprachige Führung bestand nachher aus den drei Lehrkräften, die mit jeweils 13 bis 14 Schülern über das KZ-Gelände gingen und die wichtigsten Dinge erklärten. Dass an diesem Besichtigungstag der bisher heißeste Tag des Jahres war, zeigte den Jugendlichen eindrucksvoll, wie die Häftlinge bei stundenlangem Appell leiden mussten. Besonders grausam blieb den Schülern der doppelte Stacheldrahtzaun, der Galgen, das Krematorium, Block 13 mit seinen Menschenversuchen, die Aschegrube und die winzigen Verließe im Gefängnisbau, die für Hinrichtungskandidaten bestimmt waren, in Erinnerung.
Nach zweieinhalb Stunden intensiver Eindrücke ging es wieder auf die Heimfahrt. Als der Bus auf der Autobahn zwischen Karlsruhe und Pforzheim einen 20 Kilometer langen Stau auf der Gegenfahrbahn passierte, waren alle froh, dass uns dies am Morgen erspart geblieben war. Kurz vor dem Erreichen der Schule bedankte sich Lukas Goll im Namen der Gruppe beim Busfahrer vom Reisebüro Maier. Dieser gab das Lob nachher den Lehrkräften zurück und meinte, er habe schon lange keine solch angenehme Schülergruppe mehr gefahren. Den beiden Klassenlehrern tat dies sichtlich gut, da sie mit den beiden Klassen auch schon ganz andere, unangenehme Situationen bei Busfahrten erlebt hatten.