Ein Horrortrip für die Klassen 8 in dem Stück „Die Geisterstunde“

„Ich kann nicht mehr!“ (die drogenabhängige Denise am Ende des Theaterstücks)

Esther Heller spielte den Verfall einer Drogenabhängigen sehr realistisch

Als nach etwa eineinhalb Stunden am 19. Juli über 70 Achtklässler der Wimberg- und Heumadenschule den Musiksaal der Wimbergschule verließen, steckte dem ein oder andern der Horror noch in den Knochen. Sie hatten gerade das Stück „Die Geisterstunde“ des Galli Theaters Altensteig gesehen und anschließend mit der inzwischen fast abgeschminkten Solodarstellerin Ester Heller sowie Annika Schüle von der Fachstelle Sucht und Norbert Held von der Präventionsstelle der Polizei in Calw über das Stück diskutiert. Das Thema „Drogen“ wurde von Heller in diesem Präventionstheaterstück so intensiv und realistisch dargestellt, dass einige Schüler die Möglichkeit nutzten, das gerade hautnah Erlebte im Gespräch zu verarbeiten. Dass Drogenabhängige tatsächlich Crystal Meth mit Glassplittern schnupfen, um die Nasenschleimhäute zu verletzen, damit die Wirkung schneller eintritt, konnte ein Schüler kaum glauben. Auch dass ein von dieser Droge Abhängiger in drei Monaten um drei Jahre altert und die Zähne der Reihe nach verliert, führte zu der Frage, ob das auch in der Realität so sei. Und Esther Heller erzählte, dass sie diesen körperlichen Verfall bei einer Freundin so miterlebt habe. Polizist Held hatte zwei Wochen zuvor die Jugendlichen in einem Vortrag auf das harte Stück vorbereitet. Bilder eines Gebisses eines Drogenabhängigen mit verfaulten und fehlenden Zähnen hatten sich ganz besonders in die Köpfe der Schüler eingebrannt.

Nun aber kurz zur Story: Die 18-jährige Denise Mennis blickte mit Hilfe ihres Tagebuches auf die letzten vier Jahre zurück, das geprägt waren von Gras, Alkohol und Crack. „Eigentlich habe ich mein Leben verspielt“, eröffnete Heller den Lebensrückblick. Die Schüler bekamen in drastischen Texten und Szenen mit, wie der Abstieg immer rasanter vor sich ging. Mit Gewalt und Alkohol wurde sie schon mit 14 durch ihren Vater konfrontiert und auch ihre Vorliebe für Poetik fand keine Beachtung, in der Schule wurde sie von Lehrern fertig gemacht, aber immerhin spielte sie noch Volleyball und war mit Carlos zusammen. Doch dann verführte ein neuer Schüler in der Klasse Denise zur ersten Kippe. „Es war meine erste Zigarette, aber eins weiß ich jetzt schon: Mehr davon“, war ihr Fazit. Schließlich rauchte sie ihren ersten Joint, hörte mit Sport auf und ihr Freund machte Schluss. So landete sie in einer Spirale von Einsamkeit und Aggressivität. Der Einsamkeit verlieh Esther Heller mit dem Gedicht „Vereinsamt“ von Friedrich Nietzsche und einer Krähenmaske ein Gesicht und der Aggressivität durch einen Urschrei, der manchen Achtklässler im Publikum erzittern ließ. Der Absturz ging immer schneller, ein Höllentrip folgte.

Am Ende des Stückes konnte sie nur erlöst werden, wenn sie jemand finden würde, der eine Stunde am Tag künstlerisch tätig sei. Und das unerwartete geschah. Zuerst zögernd, aber dann immer schneller kamen schließlich über 20 Schüler auf die Bühne und umarmten Esther Heller alias Denise. Die Schauspielerin ermutigte die Schüler: „Macht aus eurem Leben ein wahres Kunstwerk.“

Der Rest mit der ehrlichen Gesprächsrunde ist bekannt. Es bleibt nur noch Danke zu sagen: Carla Mastrippolito, der Präventionsbeauftragten der Wimbergschule, für die Organisation, Andrea Weber vom Galli Theater für die Regie und ganz besonders der AOK Calw für die finanzielle Unterstützung, so dass das Stück für die Schüler kostenlos blieb.

Annika Schüle (Fachstelle Sucht), Norbert Held (Präventionsstelle der Polizei) und Esther Heller (Galli Theater) stellten sich den Fragen der Schüler

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