Ein Bus parkt auf dem Hof der Wimbergschule. Musik ertönt, Schüler steigen ein und aus. Ein Experiment zu Verkehrsmitteln? Keineswegs. Der Bus kann geradewegs in eine berufliche Zukunft führen. Wenn die Schüler sich für einen Beruf in der Gastronomie entscheiden.
Konzentriert blicken die Siebtklässler auf den Bildschirm, auf dem eine Dame mittleren Alters an der virtuellen Hotelrezeption einen Sonderwunsch äußert. Nun stellt sich die Frage: Wie sollen die Schüler darauf reagieren? Per Knopfdruck entscheiden sie sich für die höflichste Variante. Der Gast auf dem Bildschirm quittiert das mit ebenso freundlichen Worten. Aufgabe bestanden.
Im „GastroMobil“ des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) können die Schüler an mehreren Stationen Berufe in der Gastronimiebranche kennenlernen. Ein Quiz über Zutaten verschiedener Gerichte, das Planen eines Events oder das Schätzen des Gewichts von Kochzutaten sollen den Siebtklässlern zumindest einen kleinen Einblick in die Arbeit von Restaurant- und Hotelfachleuten sowie von Köchen geben. „Es soll den Kindern ja auch Spaß machen“, sagt Siggi Lechler, der mit dem Bus auf Tour ist.
Herzstück des umgebauten Linienbusses, der früher tatsächlich im Müncher Stadtverkehr unterwegs war, ist aber die „Lounge“ mit Fernseher im hinteren Bereich des Fahrzeugs. Denn dort zeigt Lechler den Schülern Filme von Auszubildenden in den verschiedenen Berufen. „Das sind echte Menschen, keine Schauspieler“, betont er zu Beginn lächelnd, untermauert damit aber die Ernsthaftigkeit des Gezeigten. Denn mit dem „GastroMobil“ und speziell den Filmen sollen im Rahmen der Dehoga-Aktion „Wir Gastfreunde“ potenzielle Nachwuchskräfte inspiriert werden, vielleicht einen ähnlichen Weg einzuschlagen.
Bei einigen hat das in den vergangenen Jahren schon funktioniert, erzählt Lechler, der selbst gelernter Koch ist. „Wir haben zwar keine genauen Zahlen, aber wir bekommen positive Rückmeldungen.“
Unter der Woche ist das „GastroMobil“ an Schulen in ganz Baden-Württemberg unterwegs, an Wochenenden auf Messen. Unterstützt wird Lechler oftmals von Berufsschülern der jeweiligen Orte. Auf dem Wimberg sind beispielsweise Amelie Glauner und Andrea Amoroso dabei, beide angehende Köche im zweiten Lehrjahr. Sie sprechen also aus Erfahrung. „Ich hab schon immer gern gekocht, später Praktika gemacht – und dann entschlossen: Das möchte ich machen“, erzählt Glauner. Ganz ähnlich war es auch bei Amoroso. „Kochen war von Anfang an mein Ding. Es gab immer nur diesen Plan“, lächelt er. Darum will er seinen Traumberuf nun auch den Jüngeren schmackhaft machen. Auch wenn die Gastronomie ihre Schattenseiten hat, beispielsweise das Arbeiten am Wochenende. Das wird den Schülern auch nicht verschwiegen.
Sind die Siebtklässler angetan von einem der Berufe im gastronomischen Bereich, können sie auch gleich im Bus den ersten Schritt machen. Indem sie nämlich ein „Ticket“ lösen, erklärt Lechler stolz und zeigt auf den kleinen Drucker, der an einer Art Tablet angeschlossen ist.
Gewünschten Ausbildungsberuf auswählen, Postleitzahl eingeben und schon zeigt der Bildschirm Betriebe an, die ganz in der Nähe ausbilden. Das Ganze wird dann auf einem Zettel zusammengefasst ausgedruckt. „Mit dem könnt ihr dann einfach in den entsprechenden Betrieb gehen und nach einem Praktikum fragen. Bei uns in der Branche schwätzt man nämlich miteinander“, betont er. Und am Ende des Tages steht dann vielleicht schon ein neuer „Gastfreund“ in einem Betrieb.
(Artikel von Bianca Rousek im „Schwarzwälder Bote“ vom 13.04.2018)