„Leider ist es in der Realität nicht ganz so positiv wie bei uns heute“, bilanzierte Julia Goltz, freie Mitarbeiterin der Landeszentrale für politische Bildung (LpB), am Ende der UN-Klimakonferenz am 15. Januar an der Wimbergschule. Denn an diesem Vormittag hatten 31 Zehntklässler diskutiert und versucht, in einem Planspiel eine länderübergreifende Lösung zu finden, um den Anstieg der Durchschnittstemperatur bis 2100 auf 1,5 °C zu begrenzen, wie es 2015 auf der Klimakonferenz in Paris von den Staatschefs beschlossen wurde. Das Planspiel, bei dem die Schüler sechs Ländergruppen, nämlich China, die EU, Indien, die USA, andere Entwicklungsländer sowie andere Industrieländer vertreten, war ursprünglich in den USA entwickelt und von der LpB Baden-Württemberg modifiziert worden.
Mit 31 Stiften für jeden Schüler wurde bei der Einführung des Spiels demonstriert, wie ungleich die Verhältnisse auf der Welt sind: So hat zum Beispiel Afrika einen Anteil an der Weltbevölkerung von fünf Stiften, die USA von zwei Stiften, beim CO2-Ausstoß hat Afrika aber nur einen Stift, die USA dagegen sechs Stifte. Das löste bei den Schülern einen ersten Aha-Effekt aus, ehe sie mit Rollenkarten in ihren Ländergruppen über konkrete Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion und Zuschüsse für den Klimafonds berieten, in dem am Ende 100 Milliarden US-Dollar sein sollten. Damit soll den am meisten gefährdeten Ländern geholfen werden. Während etwa in der Gruppe USA darüber beraten wurde, den Sprit zu verteuern oder SUVs zu verbieten, fragte Marcel, der zur Gruppe der Entwicklungsländer gehörte, Leiterin Goltz: „Die Länder sind ja ziemlich arm. Was würden Sie einzahlen?“ Doch einen Tipp wollte sie vor Spielbeginn nicht geben, da das Spiel ergebnisoffen sein sollte.
Schließlich eröffneten Julia Goltz und ihr Kollege Micheal Neumann als UN-Generalsekretäre die Klimakonferenz und um der Realität möglichst nahe zu kommen, redeten die beiden die Schüler mit „Sie“ an. Zunächst brachten die Konferenzteilnehmer ihre Vorschläge ins Plenum ein. Während sich die EU beispielsweise auf die Entwicklung erneuerbarer Energien konzentrieren wollte, gab es hier sofort Gegenwind. So forderte Kilian die EU im Namen der anderen Industrieländer auf, mehr in den Klimafonds einzuzahlen, „da die EU viel auswärts produziert und damit die CO2-Bilanz auf andere Länder überträgt.“ Die Gruppe der anderen Entwicklungsländer wollte dagegen mit 35 Milliarden Dollar aus dem Fonds unterstützt werden und auch China stellte eine Forderung auf, weil die Entwicklung von Wasserstoffautos forciert werden sollte. „Um das zu erreichen, wollen wir noch Geld von den USA haben“, so Rebecca im Namen der Gruppe. Alle Angaben der einzelnen Ländergruppen wurden von den Spielleitern in ein Programm eingegeben, so dass am Ende der ersten Spielrunde ein Temperaturanstieg von 2,3 Grad bis 2100 berechnet wurde. Im nächsten Schritt gab es noch einmal intensive Verhandlungen zwischen den einzelnen Gruppen, ehe in einer Abschlussrunde die verbesserten Angebote eingebracht wurden. Am Ende stand zwar nur ein Temperaturanstieg von 2,1 Grad, aber im Vergleich zur echten aktuellen Politik, die weit entfernt von ihrem selbstgesteckten Ziel von 1,5 Grad ist, ist es ein realistisches Ergebnis. Nicht nur den Schülern machte das Planspiel Spaß, auch die beiden Klassenlehrer Anna Kastner und Thomas Vogel sahen an diesem Vormittag sehr ernsthafte und engagierte Schüler.